Lambrecht wehrt sich gegen F35-Vorwürfe - später verlässt sie wichtige Sitzung (2023)

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Verteidigungsministerin in der Kritik: Lambrecht wehrt sich in Interview gegen F35-Vorwürfe - dann verlässt sie wichtige Sitzung

FOCUS online/Wochit Top-CSU-Mann geht Lambrecht wegen F-35-Zögern an

Dienstag, 06.12.2022, 12:04

Die Verteidigungsministerin ist erneut in der Kritik. Berichte über eine Krise bei der Beschaffung von Tarnkappenflugzeugen weist ihr Haus nach turbulenten Tagen aber zurück. In der Krisensitzung soll Lambrecht nun jedoch ausgerechnet an einem entscheidenden Punkt gefehlt haben.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Montag die Entscheidung der Bundesregierung für den milliardenschweren Kauf neuer Tarnkappenjets in den USA bekräftigt. „Deutschland hält an seinem Engagement im Rahmen der Übereinkünfte der Nato zur nuklearen Teilhabe fest, auch durch den Kauf von Kampfjets des Typs F-35 mit dualer Einsatzfähigkeit“, schreibt der SPD-Politiker in einem Beitrag für das US-Medium „Foreign Affairs“.

Als es um die F35-Jets gehen soll, verlässt Lambrecht die Krisensitzung

Die Flugzeuge sollen die überalterte Flotte aus Tornado-Kampfflugzeugen ablösen, mit denen die Luftwaffe bislang einen Beitrag zur nuklearen Abschreckung leistet. Nach Berichten über neue Risiken bei den Vorhaben berieten am Montag auch Haushälter der Ampel-Koalition in einer „Krisensitzung“ über das Projekt. An dem Treffen nahm auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) teil, die in den vergangenen Tagen verstärkt in der Kritik stand.

Wie die „ Bild “ nun berichtet, habe Lambrecht allerdings am entscheidenden Punkt, nämlich als es um die F35-Flieger gehen sollte, das Treffen verlassen. Warum, geht es aus dem Bericht nicht hervor. Demzufolge hätten die anderen Teilnehmer allerdings versucht, die Unklarheiten zu entschärfen. Ob Lambrecht womöglich vor dem Verlassen der Sitzung bereits Stellung bezog, ist unklar.

Lambrecht wehrt sich in Interview: „Was in Jahren versäumt wurde“

Sie wehrte sich am Montag in einem „Spiegel“-Interview und sah die Verantwortung für die schlechte Ausrüstung der Bundeswehr bei ihren Vorgängern, die zuletzt aus der Union kamen. „Was in Jahren und Jahrzehnten versäumt worden ist, kann auch ich nicht im Handstreich wieder in Ordnung bringen“, sagte sie. Konkret bemängelte Lambrecht, dass in den letzten Jahren keine Munition angeschafft worden sei. Sie forderte von Scholz, dass dieser schon 2024 den Verteidigungshaushalt deutlich erhöhen müsse. „Zu glauben, dass man mit 50 Milliarden Euro irgendwie durchkommt, wird nicht funktionieren, und das ist auch allen bewusst“, sagte Lambrecht.

"Mit Lambrecht fahren wir die Zeitenwende mit Karacho gegen die Wand“

FOCUS online "Mit Lambrecht fahren wir die Zeitenwende mit Karacho gegen die Wand“

Das Interview wurde vor den Beratungen am Montag gegeben. „Wir haben heute noch mal deutlich gemacht, dass die F-35 ein Projekt höchster Priorität ist und der vollen Aufmerksamkeit der Ministerin bedarf. Die F-35 soll die nukleare Teilhabe Deutschland sicherstellen. Das zeigt, die Nachfolge des Tornados ist ein zentrales verteidigungspolitisches Projekt“, sagte der FDP-Haushaltspolitiker Karsten Klein (FDP) der Deutschen Presse-Agentur nach dem Treffen. Es gehe um erhebliche Investitionen von über 10 Milliarden Euro. „Wenn die Zeitschiene gerissen wird, entstehen erhebliche Folgekosten für die weitere Nutzung des Tornados. Dies muss verhindert werden“, sagte Klein. Das Verteidigungsministerium müsse alle Voraussetzung schaffen. Dies gelte für die Zulassung wie auch für die baulichen Einrichtungen zum Betrieb der neuen Maschinen.

Bericht über geheime Vorlage zu F35-Jets brachte Lambrecht in Not

Das Verteidigungsministerium widersprach Berichten über erhebliche neue Risiken. Der Haushaltausschuss des Bundestags sei in einer 25-Millionen-Euro-Vorlage darüber informiert worden, welche Aspekte des Projektes noch unklar seien und wie die Folgen und die Wahrscheinlichkeit von Problemen abgemildert werden sollen, sagte ein Sprecher in Berlin. „Es gibt keine Krise. Es gibt derzeit kein Problem in der Planung, auch nicht in der Infrastruktur“, sagte der Sprecher. Laut Vorlage an den Ausschuss sei das Projekt „deutlich auf einem guten Weg“ und „alles grün“.

Die „Bild am Sonntag“ hatte am Wochenende über eine geheime Vorlage berichtet, in der das Verteidigungsministerium vor erheblichen Risiken des Geschäfts warne, die auch den Umbau des Flugplatzes in Büchel (Rheinland-Pfalz) und die Erteilung der nationalen Zulassung der Flugzeug betreffen könnten.

Deutschland beteiligt sich seit Jahrzehnten mit eigenen Kampfjets an der nuklearen Abschreckung der Nato. Sie sind auf dem Fliegerhorst Büchel in der rheinland-pfälzischen Eifel stationiert, um im Ernstfall dort gelagerte US-Atombomben einzusetzen. Dies wird als nukleare Teilhabe bezeichnet. Die derzeit dafür vorgesehenen Tornados sollen nun durch die moderneren Tarnkappenjets F-35 ersetzt werden, eines der größten Rüstungsprojekte der Bundeswehr.

Bislang ließ sich Scholz keine Unzufriedenheit mit Lambrecht anmerken

Zuletzt hatte es verstärkten Unmut über die schleppend angelaufene Beschaffung von Ausrüstung und Waffen gegeben, die neun Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine nicht genug in Gang gekommen sei. Lambrecht steht dafür in der Kritik. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte am Montag auf die Frage, wie zufrieden die Bundesregierung mit der Arbeit der Ministerin sei: „Der Bundeskanzler ist zufrieden mit der Arbeit aller Ministerinnen und Minister dieses Kabinettes.“

Auch Scholz selbst hat sich bisher öffentlich keine Unzufriedenheit mit Lambrecht anmerken lassen. In der vergangenen Woche verteidigte er sie, nachdem die Schwierigkeiten bei der Munitionsbeschaffung für die Bundeswehr bekannt wurden. Zudem: Ein unter Druck geratenes Kabinettsmitglied einfach zu feuern, würde nicht zu ihm passen.

Stattdessen versucht der Kanzler Defizite im Verteidigungsministerium eher dadurch zu kompensieren, dass er sich selbst und seine Regierungszentrale stärker in die Verteidigungspolitik einschaltet - zum Beispiel beim Munitionsproblem, zu dem es vergangene Woche ein Treffen auf Beamtenebene im Kanzleramt mit der Rüstungsindustrie gab. Anders könnte es aussehen, wenn sich Innenministerin Nancy Faeser für eine SPD-Spitzenkandidatur in Hessen entscheidet, dafür ihren Ministerposten aufgibt und dann ohnehin eine Kabinettsumbildung fällig würde. Das wäre die Chance, andere Baustellen gleich mit abzuräumen.

SPD-Problem - Christine Lambrecht: Deutschlands umstrittene Verteidigungsministerin

mmo/mit dpa

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Leser-Kommentare (82)

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Donnerstag, 08.12.2022 | 14:13 | Matthias Keineib

Lambrecht, schon wieder

Lambrechts Aussage „Was in Jahren und Jahrzehnten versäumt worden ist, kann auch ich nicht im Handstreich wieder in Ordnung bringen“, ist ein bisschen scheinheilig. Zwölf der 16-Merkel-Jahre saß die SPD doch mit am Kabinettstisch und hat sich so gerne für ihre sozialdemokratische Handschrift der Bundesregierung auf die Schulter geklopft. Bei Rüstungsausgaben standen die aber gerne auf der Bremse. In der Verteidigungspolitik war für die Sozialen politisch ja auch nicht viel zu holen.

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Weitere Kommentare (10)

Dienstag, 06.12.2022 | 20:57 | Michael Antonow | 1 Antwort

Seitdem

T. zu Guttenberg abgesägt worden war, waren nur noch Amateure auf diesem wichtigen Posten. Insofern hat unsere Haubitzen-Oma recht. Problem ist nur, dass sie noch unfähiger ist als ihre beiden Vorgängerinnen. Wer hätte gedacht, dass das überhaupt noch möglich ist.

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  • Mittwoch, 07.12.2022 | 07:49 | Rudi Menter

    Michael Antonow

    T. zu Guttenberg ist nicht abgesägt worden. Er hat mit seiner eigentlich überflüssigen Doktorarbeit betrogen, ist aufgeflogen und hat die Konsequenzen gezogen. Absägen ist etwas ganz anderes.

Dienstag, 06.12.2022 | 17:35 | Martin Groeger-Schlink

Es ist einfach unredlich

die Mängel bei der Beschaffung der Bundeswehr einzig und allein der Union zuzuschieben. Natürlich stellte diese in den letzten Jahren den zuständigen Minister. Aber dieser hatte wenig Einfluss auf den Verteidigungshalt, der ständig von Seiten der SPD so klein wie möglich gehalten wurde. Und was den F35 angeht, sollte dieser schon von AKK auf den Weg gebracht werden. Gestoppt hat das die SPD-Fraktion mit Mützenich an der Spitze. Die Art und Weise, wie die SPD sich ihrer Verantwortung der letzten Jahre entledigt, hat mit redlicher Politik gar nichts, aber auch gar nichts, zu tun. Aber ihr Kanzler kann sich auch an nichts erinnern, ist sozusagen gelebte SPD. Allerdings fragt man sich, wie lange sich die Union das noch bieten lässt und sich gleichzeitig von Merkel distanziert.

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Dienstag, 06.12.2022 | 17:00 | Harald Brecht | 1 Antwort

F35

Und warum trägt man das Geld aus der EU...können wir das hier nicht auch auf die Füsse stellen ...wir hatten übrigends denn 1.Düsenjet auch selbst entwickelt. Würde zumindest Arbeitsplätze in der EU schaffen...aber das möchte man wohl nicht

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  • Mittwoch, 07.12.2022 | 10:48 | Rudi Menter

    Nein, können wir nicht

    Es gibt kein eiropäisches System welches fertig entwickelt, also verfügbar ist. Neuentwicklungen dauern Jahrzehnte und verschlingen nochmehr Geld. Am Ende kann es passieren, dass man dann ein Flugzeug hat, welches nur mit Einschränkungen fliegt, weil man zu viel oder zu wenig bestellt hat. So läuft das doch mit fast jeder europäischen Entwicklung.

Dienstag, 06.12.2022 | 16:08 | Rudi Menter

Gegen Russland reichen die Tornados noch

Wenn man sich anschaut mit welch alten Waffen Russland kämpft und jetzt sogar ukrainische Drohnen hunderte Kilometer in den russischen Luftraum unbemerkt eindringen konnten, stellt sich schon fast die Frage, ob man die Tornados überhaupt austauschen muss, oder ob andere Dinge nicht eine höhere Priorität haben wie zum Beispiel eine umfangreichere Artillerie oder eben auch Munition.

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Dienstag, 06.12.2022 | 15:30 | Leonhard Woltery | 1 Antwort

Frau Lambrecht

Was unsere Verteidigungsministerin macht ist glatte Arbeitsverweigerung. Darauf steht die fristlose Entlassung.

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  • Mittwoch, 07.12.2022 | 10:04 | marianne müller

    Frau Lambrecht

    macht nicht nur Arbeitsverweigerung, das ist im weiteren Sinne schon Sabotage! Es ist nicht zu verstehen das diese vollkommen unfähige Frau immer noch im Amt ist!

Dienstag, 06.12.2022 | 14:05 | Bernd Schröter

Vielleicht hat sie sich mit ihrem Filius

zu Kaffe und Kuchen verabredet. Sie ist ja nur selten bei der Sache, weil sie nicht versteht wovon gesprochen wird. Frau Lambrecht, bitte verkneifen sie sich diesen Satz: ...„Was in Jahren versäumt wurde“. Natürlich hat Merkel versucht, die Bundeswehr abzuschaffen. Vielleicht hat sie sogar darüber nachgedacht, russische Schutztruppen hier zu stationieren. So weit so schlecht. Aber die SPD war immer mit dabei. Große Koalition sei Dank. Und ich wette, sie wollten die Bundeswehr auch abschaffen.

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Dienstag, 06.12.2022 | 14:05 | Maria Grube

Sie

ist nicht, was sie scheinen soll, sie kann es nicht. Und wenn es kritisch und brenzlig wird, schreitet die gekränkte Diva von der Bühne.

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Dienstag, 06.12.2022 | 13:41 | Julius Saitl

Frau

Lambrecht - eine einzigartige Paarung aus vollständiger fachlicher Inkompetenz und mangelhaftem Willen sich einzuarbeiten und sich mit berechtigter Kritik an der Sache und der Person auseinanderzusetzen. Vermutlich ist diese Kombination Einstellungsvoraussetzung von SPD und Grünen, einen Ministerposten entern zu dürfen, um sich selbst die Taschen vollzumachen, anstatt dem Wohle der Bevölkerung Deutschlands zu dienen. Diese Frau macht mir Angst um die Sicherheit meiner Familie.

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Dienstag, 06.12.2022 | 13:21 | Alfred Bergrath

Prioritäten von Lambrecht

Ein kleines Beschaffungsprojekt wie die F35 bedarf sicherlich nicht die höchste Priorität. Stattdessen bemüht Lambrecht die Kapazitäten eines Oberlandesgerichts, ob eine Nennung derjenigen zwingend ist, die das Hubschrauberfoto vom Sohnemann geschossen hatte. Das OLG entblößte die Super-Ministerin. Übrigens: laut Lambrecht ist der Gepard kein Panzer. Ich glaube, ich brauche eine neue Brille. Wie lang kann Deutschland die Lambrecht noch aushalten?

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Author: Kieth Sipes

Last Updated: 11/22/2022

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